J.P. Morgan AM: China - warum ein Investment trotz "Entfremdung" lohnt

Frankfurt, 14. Oktober 2020 - Als im Februar der sogenannte Phase-1-Deal zwischen China und den USA unterschrieben wurde, war die Hoffnung auf eine einsetzende Zeit der Entspannung groß: Doch aus der Ausweitung der US-Importe nach China ist in Zeiten der Corona-Pandemie und angesichts wieder zunehmender politischer Spannungen nicht viel geworden. Sollten aber auch Anleger aufgrund der Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung China als Investment meiden? Nach Ansicht von Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt, hilft der Blick auf drei Aspekte bei der Beantwortung dieser Frage: Wie groß sind erstens die Risiken eines Handelskonflikts, wie hoch ist zweitens das Ausmaß der Diversifikationseffekte und wie steht es drittens um die zukünftigen Wachstumschancen im Reich der Mitte?
Chinas Wirtschaft zunehmend von der Binnenwirtschaft geprägt Die jüngsten bilateralen Handelsdaten haben die Sorge über einen eskalierenden Handelskonflikt wieder aufleben lassen: China liegt mit den Käufen von US-Waren 48 Prozent unter dem vereinbarten Niveau von 200 Milliarden US-Dollar. Der COVID-19-Ausbruch mit Einbruch der heimischen Nachfrage bescherte dem ohnehin nicht einfachen chinesisch-amerikanischen Verhältnis noch weitere Komplexität, der Ton wurde wieder schärfer. Der geschlossene Waffenstillstand in Handelsfragen scheint brüchiger geworden zu sein als sich das Investoren wünschen.
Was bedeutet aber die zunehmende Entfremdung zwischen Washington und Peking für Anleger? Die Exportabhängigkeit der chinesischen Wirtschaft ist in den letzten zehn Jahren immer weiter gefallen. Der Wert aller exportierten Waren und Dienstleistungen am Bruttoinlandsprodukt ist auf 18,8 Prozent gesunken, wovon nur 2,9 Prozent auf die USA entfallen. "Die chinesische Wirtschaft zeigt eine wachsende Resistenz gegenüber Exportschocks wie beispielsweise Strafzöllen", stellt Tilmann Galler fest. Im Prinzip gebe es nur in einem Segment eine Abhängigkeit von den USA: bei den US-Halbleiterimporten. Ein Großteil der Unternehmen in der IT-Branche ist demnach abhängig von der US-Technologie. "Die Einführung eines weitreichenden Exportverbots der US-Regierung wäre ein Worst-Case-Szenario für Wirtschaft und Märkte. Ob die aktuelle US-Regierung bereit ist, diesen Weg vor der Präsidentschaftswahl am 3. November zu gehen, ist jedoch fraglich", sagt Galler. Trotz einer zunehmend kritischen Einstellung der Amerikaner gegenüber China zeigen Umfragen vielmehr, dass das zukünftige Verhältnis zu China eine eher niedrige Priorität gegenüber Wirtschafts-, Gesundheits- und Sozialthemen hat.
Höhere Anleihenrenditen und niedrige Korrelation Nach Ansicht von Tilmann Galler bietet China trotz einiger Risiken die Aussicht auf lohnende Investments: "Die Öffnung des 15 Billionen US-Dollar großen lokalen Renminbi-Anleihenmarkts für Ausländer bietet insbesondere für niedrigzinsgeschädigte Anleger die Möglichkeit, in Renditen von über drei Prozent zu investieren." Ein weiterer Vorteil sei eine relativ niedrige Korrelation sowohl zu den Anleihen der Industrieländer als auch zu den Aktienmärkten, die helfe, das Risiko-Rendite-Profil des Portfolios zu verbessern. Gleich mehrere Gründe sprechen nach Einschätzung des Experten dafür, dass diese Vorteile auch vorerst erhalten bleiben: "Zunächst hat die erfolgreichere Bekämpfung der Pandemie den Konjunkturzyklus Chinas vom Rest der Welt entkoppelt. Deshalb musste die Zentralbank in China eine weniger expansive Geldpolitik verfolgen. Außerdem dürfte die von Peking forcierte Re-Nationalisierung der Wertschöpfungsketten die Abhängigkeit vom globalen Wirtschaftszyklus zukünftig reduzieren."
Rückenwind für chinesische Aktien dürfte anhalten Trotz bereits starker Wertentwicklung und inzwischen erhöhter Bewertungen dürfte nach Meinung von Tilmann Galler dem chinesischen Aktienmarkt zumindest kurzfristig der Rückenwind erhalten bleiben: "Chinas Erfolge in der Pandemiebekämpfung ermöglichen es der Wirtschaft, sich schneller zu erholen als im Rest der Welt. Langfristig verspricht Chinas Wandel von der Werkbank zum größten Binnenmarkt der Welt erhebliches Ertragspotenzial für die dort engagierten Unternehmen." Dabei böten die lokalen in Shanghai und Shenzhen gelisteten A-Aktien allerdings ein besseres Spiegelbild des Wirtschaftswachstums als die besser bekannten in Hongkong gelisteten H-Aktien. "In einem zukünftig weniger kooperativen Umfeld dürfte es ausländischen Unternehmen wahrscheinlich schwerer fallen als bisher, von der chinesischen Expansion zu profitieren. So ergibt sich aus Anlegersicht die fast paradoxe Situation, dass aus Gründen der Risiko-Diversifikation bei einer wachsenden Entfremdung zwischen China und dem Westen die Notwendigkeit für Investments in lokale chinesische Anleihen- und Aktienmärkte eher steigt", so das Fazit des Kapitalmarktexperten Tilmann Galler.
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