DPAM: ESG-Ausblick 2022 - Daten und internationale Zusammenarbeit als Herausforderungen

ESG-Daten und internationale Zusammenarbeit: Herausforderungen für 2022
Nachhaltige Investitionen verzeichneten ein erstaunliches Jahrzehnt, indem Initiativen von Unternehmen, Individuen und politischen Entscheidungsträgern aufeinandergetroffen sind. Letztere waren in den letzten drei Jahren besonders aktiv. Es hat sich gezeigt, dass der zunehmende Einfluss der Regulierung das Thema Nachhaltigkeit und insbesondere diesbezügliche Daten tiefgreifend verändert. Die viel zitierte Offenlegungsverordnung (SFDR = Sustainable Financial Disclosure Regulation) legt nicht nur die Messlatte für die Offenlegung höher, sondern auch für die Disziplin und den Ansatz in Bezug auf nachhaltige Rahmenregelungen.
Investmentfonds.de |
|
In den vergangenen zwei bis drei Jahren lag der Schwerpunkt hauptsächlich auf einer einzigen Dimension: Umwelt - und hier insbesondere dem Klima. Dennoch hat die COVID-Gesundheits- krise gezeigt, dass die soziale Säule eine Schlüsselrolle spielt und dass die drei Dimensionen Umwelt, Soziales und Governance miteinander verknüpft sind und daher einen globalen Ansatz erfordern. Bei DPAM war dies schon immer eine Überzeugung.
Das Rennen hin zu Null-Emissionen: Nicht nur ein Lippenbekenntnis!
Nahezu alle Länder haben sich zur Kohlenstoffneutralität in den kommenden Jahrzehnten verpflichtet. Dies hat wirtschaftliche und finanzielle Folgen. Zunächst bedeutet es einen vollständigen Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen bis 2050 und einen aggressiven Dekarbonisierungsprozess. Darüber hinaus werden die Investitionskosten bis zum Jahr 2030 auf über 5 Billionen US-Dollar pro Jahr geschätzt, was einen erheblichen Finanzierungs- bedarf erfordert.
Die vergangenen fünf Jahre waren Rekordjahre, was so genannte grüne Anleihen (Green Bonds) und ähnliche Emissionen betrifft. Das ist aber erst der Anfang, diese Instrumente dürften in den kommenden Jahren in großem Umfang emittiert werden. Sie werden für eine bessere Diversifizierung und eine größere Markttiefe sorgen. Anleger wenden sich - ob nun freiwillig oder durch die Regulierung dazu gedrängt - "grünen" Anlagen verstärkt zu, deren Bewertungen bereits Anzeichen einer starken Nachfrage zeigen.
In der Tat drängt u.a. die europäische Taxonomie Anleger dazu, solche Wertpapiere zu kaufen, die für sie in Bezug auf die ersten beiden Ziele des Klimawandels (Abschwächung und Anpassung) am besten im Einklang stehen. Die weiteren vier Ziele wurden erst kürzlich formuliert[1].
Zur Erinnerung: Die Taxonomie zielt darauf ab, Klarheit darüber zu schaffen, was als umweltfreundlich zu betrachten ist, und hilft bei der Umverteilung von Kapital zugunsten von Wirtschafts- aktivitäten und Unternehmen, die zu den an der Taxonomie ausgerichteten Umweltzielen beitragen.
Die Ambitionen der Länder sind zwar wichtig, aber um erfolgreich zu sein, müssen sie auf globaler Ebene erreicht werden. In diesem Sinne war das Ergebnis der COP26 nicht besonders ermutigend. "Eine Klimakonferenz von den reichen Ländern für die reichen Länder", wie mehrere Experten feststellten, und mit einer großen Diskrepanz zwischen den offiziellen Erklärungen der ersten Woche und den konkreten finalen Zugeständnissen am Ende der zweiten Woche. Dies führte zu einem Umfeld des Misstrauens zwischen den Ländern - und insbesondere zwischen Industrie- und Schwellenländern. Dieser Vertrauensverlust muss auf den nächsten Konferenzen schnell überwunden werden. Die Auseinandersetzung in der Klimapolitik zwischen China und den USA führt bereits zu geopolitischen Spannungen. Zudem werden das Scheitern der COP26 in mehreren wesentlichen Punkten der internationalen Zusammenarbeit und der Vertrauensverlust zwischen den Staaten die geopolitischen Spannungen in diesen Fragen verstärken.
Wie sieht es in den Bereichen Soziales und Governance aus?
Die Auswirkungen der Regulierung in Bezug auf soziale Aspekte und Governance-Anforderungen sind derzeit noch recht begrenzt, insbesondere was die Bewertung betrifft.
Im Hinblick auf Soziales liegt der Schwerpunkt weiterhin auf der komplexen Berücksichtigung der Menschenrechte in der gesamten Wertschöpfungskette - mit der bekannten Sorgfaltspflicht, die von Frankreich und Großbritannien eingeführt wurde. Diese Entwicklung wird in Deutschland unterstützt durch das Lieferkettengesetz, welches 2023 in Kraft treten wird. Der erste Entwurf zur Sozial- taxonomie wurde im vergangenen Sommer veröffentlicht und verspricht lebhafte und zugegebenermaßen subjektive Debatten über die Umsetzung.
Das Gleiche gilt für die Governance: Die Mindestmaßnahmen aus regulatorischer Sicht verschärfen die Kontrolle der Vorfälle und Skandale, mit denen Emittenten konfrontiert werden könnten. Darüber hinaus rückt mit dem Übergang von der aktionärsdominierten zur Stakeholder-Governance der Gedanke der "Mission" des Unternehmens gegenüber der Gesellschaft in den Vordergrund. Dies hat interessante Debatten über das fragile Gleichgewicht dieses Mikrokosmos ausgelöst.
Die fünf Schlüsselbotschaften für 2022 und darüber hinaus:
-
1. Der ESG-Markt hat sich in den vergangenen fünf Jahren rasant
entwickelt und ist inzwischen zum Mainstream geworden. Es gibt keinen
ersichtlichen Grund, warum die in den letzten Quartalen zu
verzeichnenden starken Zuflüsse in nachhaltige Anlagen nicht anhalten
sollten. Das Monitoring dieser Kapitalflüsse ist der Schlüssel im
Portfoliomanagement.
2. Die Regulierung dient dazu, diese Mittelflüsse zu unterstützen, wenn nicht gar zu forcieren. Vor allem die SFDR ist ein ,Game Changer' für die Überführung von Anlagegeldern in ESG-Investmentlösungen.
3. Die Nachfrage zieht deutlich an. Auf der Angebotsseite ist das Universum grüner Anlagen nach wie vor relativ gering, mit geografischen und sektoralen Schwerpunkten. Dies kann die Bewertungen belasten. Es ist wichtig, dass sich dieses Universum vergrößert, um eine übermäßige Anzahl von Anlagerisiken durch die wenigen derzeitigen Anlagemöglichkeiten zu vermeiden. Aktiv verwaltete Portfolios können hier den Unterschied machen.
4. Die jüngsten hohen Bewertungen haben Fragen über eine potenzielle Fehlbewertung von ESG-Assets sowie die positive Korrelation zwischen ESG- und Nicht-ESG-Performance aufkommen lassen. Angesichts der Vielfalt nachhaltiger Ansätze ist die Antwort nicht immer einfach. Eine kürzlich durchgeführte Meta-Analyse[2] des "NYU Stern Center for Sustainable Business" und Rockefeller Asset Management bestätigt die positive bzw. neutrale Korrelation zwischen ESG- und finanzieller Performance. Der Markt ist sich zunehmend einig, dass ESG zu einer Outperformance führt.
5. Schließlich ist die Datenproblematik eine bekannte Herausforderung. Insbesondere die SFDR und die Taxonomie haben ESG-Investitionen und -Daten grundlegend verändert. Die Anforderungen der Anleger haben sich von den subjektiven ESG-Bewertungen der ESG-Datenanbieter hin zu objektiven ESG-Rohdaten direkt von Unternehmen verlagert. Die Finanzwelt benötigt angemessene, verlässliche und zukunftsorientierte Daten, um adäquate Investitionsentscheidungen treffen zu können, die voll und ganz auf die politische Agenda 2030-2050 abgestimmt sind. Die Ankündigung der 'International Financial Reporting Standards (IFRS) Foundation' über die Gründung des International Sustainability Standards Board (ISSB) wurde daher von den Märkten begrüßt. Auf diese Weise wird ein umfassender globaler Grundstock an Standards für die Offenlegung von Nachhaltigkeitsdaten auf dem Finanzmarkt geschaffen, was ein vielversprechender Schritt in die richtige Richtung ist.
[1] Nachhaltigkeit und Schutz der Wasser- und Meeresressourcen (1), Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft (2), Vermeidung und Überwachung der Umweltverschmutzung (3) sowie Schutz und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme (4).
[2] Gesamtheit von 1.141 begutachteten Analysen und 27 Meta-Reviews, die zwischen 2015 und 2020 veröffentlicht wurden
Investmentfonds.de - Rechnertool |
> Sparplanrechner - einfach testen |
Disclaimer Diese Meldung ist keine Empfehlung zu einer Fondsanlage und keine individuelle Anlageberatung. Vor jeder Geldanlage in Fonds sollte man sich über Chancen und Risiken beraten und aufklären lassen. Der Wert von Anlagen sowie die mit ihnen erzielten Erträge können sowohl sinken als auch steigen. Unter Umständen erhalten Sie Ihren Anlagebetrag nicht in voller Höhe zurück. Die in diesem Kommentar enthaltenen Informationen stellen weder eine Anlageempfehlung noch ein Angebot oder eine Aufforderung zum Handel mit Anteilen an Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar.
Risikohinweis: Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Ergebnisse. Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren persönliche Einschätzung wieder (DPAM). Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen keine Beratung dar (DPAM)
Rechtlicher Hinweis: Alle Angaben und Links in diesem Dienst wurden sorgfältig nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für die Richtigkeit der Informationen und Inhalte der Links wird jedoch keine Gewähr übernommen. Keine der Informationsangaben ist als Werbung oder Angebot zu verstehen. Bitte fordern Sie für jede (Geld-) Anlageentscheidung den jeweils gültigen Verkaufsprospekt und Geschäftsbericht sowie die wesentlichen Anlegerinformationen (KIID)an und vereinbaren einen Beratungstermin mit einem professionellen Anlageberater Ihrer Wahl.
Invextra.de |
|
Disclaimer: Diese Meldung ist keine Empfehlung zu einer Fondsanlage und keine individuelle Anlageberatung. Vor jeder Geldanlage in Fonds sollte man sich über Chancen und Risiken beraten und aufklären lassen. Der Wert von Anlagen sowie die mit ihnen erzielten Erträge können sowohl sinken als auch steigen. Unter Umständen erhalten Sie Ihren Anlagebetrag nicht in voller Höhe zurück. Die in diesem Kommentar enthaltenen Informationen stellen weder eine Anlageempfehlung noch ein Angebot oder eine Aufforderung zum Handel mit Anteilen an Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar.
Risikohinweis: Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Ergebnisse. Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren persönliche Einschätzung wieder. Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen keine Beratung dar.