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28.08.2024

Triodos IM | Warum innovative Klimafinanzierung vor allem ein Ablenkungsman�ver ist

Hans Stegeman, Chef�konom bei der Triodos Bank

Investmentfonds.de | Ein gro�er Engpass bei der Energiewende ist die Verf�gbarkeit von ausreichend Kapital. Solange der Finanzsektor weiterhin in fossile Brennstoffe investiert, werden innovative Finanzinstrumente wie gr�ne Anleihen unzureichend bleiben.

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Klimafinanzierung

Die Klimafinanzierung umfasst eine breite Palette von Finanzinstrumenten, die darauf abzielen, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern oder die Anpassung an neue Gegebenheiten zu verbessern. Um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, m�ssen die Finanzstr�me in Richting Klimafinanzierung mindestens verdreifacht werden. Diese �Finanzierungsl�cke� bezeichnet ein Missverh�ltnis zwischen Projekten, die finanziert werden m�ssen, und dem Kapital, das zu ihrer Unterst�tzung zur Verf�gung steht. Die Climate Policy Initiative sch�tzt, dass bis 2030 j�hrlich 6,2 Billionen USD an Klimafinanzierung ben�tigt werden, die bis 2050 auf 7,3 Billionen USD ansteigen werden, um den Netto-Nullpunkt zu erreichen - eine Summe von fast 200 Billionen USD.

Finanzielle Asymmetrie

Aufgrund dieser finanziellen Asymmetrie entstehen immer mehr innovative Finanzmechanismen, um die Finanzierung des Klimaschutzes rentabel zu machen.

Verlagerung zu Mischfinanzierungen

Die zunehmende Verlagerung zu Mischfinanzierungen � bei denen �ffentliche Mittel Anfangsverluste und Risiken abdecken und so privates Kapital mobilisieren � erreichte 2023 einen F�nfjahresh�chststand. Dabei stieg die klimabezogene Mischfinanzierung um 107 % - von 5,6 Mrd. USD in 2022 auf 11,6 Mrd. USD im Jahr 2023.

Markt f�r gr�ne Anleihen
Auch hatte der Markt f�r gr�ne Anleihen - Darlehen zur Finanzierung von Nachhaltigkeitsprojekten, einschlie�lich Klimaschutzinitiativen - nach einer soliden Leistung 2023 ein starkes erstes Quartal 2024. Die Gesamtemissionen werden 2024 voraussichtlich 1 Billion USD erreichen. Allerdings haben die gr��ten Emittenten, vor allem Regierungen, ihre Ausgaben f�r die Subventionierung fossiler Brennstoffe gleichzeitig erh�ht.

Kohlenstoffm�rkte
Auch die Kohlenstoffm�rkte stellen einen innovativen Ansatz dar. Diese M�rkte existieren zum Teil deshalb, weil die Regulierungsbeh�rden Kohlenstoffobergrenzen und -preise eingef�hrt haben, wobei das gr��te System das EU-Emissionshandelssystem (ETS) ist. Im Jahr 2023 wurden weltweit etwa 12,5 Milliarden Tonnen Emissionsrechte gehandelt, wobei der Marktwert 949 Milliarden USD erreichte, was einem Anstieg von 2 % gegen�ber 2022 entspricht. Auf das ETS entfielen 87 % des weltweiten Gesamtvolumens. Es wird erwartet, dass dieser Markt weiter expandieren wird, wenn die Regierungen strengere Emissionsvorschriften einf�hren.

Freiwillige Kohlenstoffm�rkte
Der aktuelle Schwerpunkt liegt auf freiwilligen Kohlenstoffm�rkten (Voluntary Carbon Markets, VCM), auf denen durch den Verkauf von Kohlenstoffgutschriften Einnahmen aus der Wiederherstellung der Natur erzielt werden. Die M�rkte sind jedoch mit Kontroversen � hinsichtlich Standards, Greenwashing und der Projektrentabilit�t � behaftet. Zwar sind VCMs eine vielversprechende innovative L�sung, allerdings befinden sie sich noch in der Anfangsphase, mit einem weltweiten Volumen von ca. 3 Mrd USD in diesem Jahr.

Investition in fossile Energien

Gleichzeitig investieren Regierungen und der Finanzsektor nach wie vor erhebliche Mittel in fossile Energien. 2022 beliefen sich die weltweiten Subventionen f�r fossile Brennstoffe auf sieben Billionen US-Dollar, was 7,1 % des weltweiten BIP entspricht1. Es geht also nicht darum, mehr Geld zu finden, sondern darum, die vorhandenen Mittel umzuschichten. Das Problem liegt in den h�heren Ertr�gen aus fossilen Brennstoffen im Vergleich zu erneuerbaren Energien. Darin spiegelt sich eine �finanzielle Asymmetrie� wider: Es ist einfach, von der Ausbeutung der Natur zu profitieren, wo Ressourcen und externe Effekte unterbewertet sind, was zu Kohlenstoffemissionen f�hrt. Das Gegenteil - Investitionen in die Wiederherstellung der Natur - ist schwieriger, da sie oft nur begrenzte finanzielle Ertr�ge bringen. Die Umlenkung des Kapitals erfordert ein Umdenken und die Erkenntnis, dass private Gewinne nicht auf Kosten des �ffentlichen Wohls gehen d�rfen.

Fazit:

Obwohl die Klimafinanzierung an Zugkraft gewinnt, k�nnen die Mittel, die f�r den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel ben�tigt werden, nicht nur aus finanziellen Innovationen stammen. Sie m�ssen mit einer starken Politik einhergehen. Wir fordern Ma�nahmen, die gleiche Wettbewerbsbedingungen schaffen und es der Finanzwelt erleichtern, die Energiewende zu unterst�tzen, ohne sich ausschlie�lich auf Finanzinnovationen zu verlassen. Dazu geh�ren eine globale Kohlenstoffsteuer, die Abschaffung von Subventionen f�r fossile Brennstoffe, verbindliche Standards f�r Schwellenl�nder - wie Kohlenstoffgutschriften � und eine feste Zusage der Regierungen zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen.

1 nach Angaben des Internationalen W�hrungsfonds

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Quelle: Investmentfonds.de

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