06.03.2006
Union Inv.: Trotz zwischenzeitlicher Kursabschläge...
Köln, den 06.03.2006 (Investmentfonds.de) - Deutschland/Europa
Weiter aufwärts: Trotz zwischenzeitlicher Kursabschläge konnten sich die europäischen
Aktienmärkte im Januar letztendlich behaupten und insgesamt erfreuliche Steigerungsraten
vorweisen. Vor allem die deutsche Börse zeigte sich wieder in vorderster Reihe. Mit
einem Monatszuwachs von nahezu 13 Prozent hatte dabei der TecDAX eindeutig die Nase
vorn. Hier hatte ein Förderprogramm in Kalifornien die Nachfrage nach Solarunternehmen
wie Solarworld, Q-Cells, Conergy und ErSol angeheizt und den Technologieindex kräftig
in die Höhe gezogen. Aber auch der DAX konnte sich mit einem Anstieg von fast fünf
Prozent auf zuletzt 5.674 Punkte sehen lassen. Positive Unternehmensmeldungen waren
die Haupttriebfeder. So beeindruckten etwa SAP und Siemens mit ihren Geschäftszahlen,
während DaimlerChrysler durch die Ankündigung, seine Sparmaßnahmen nun auch auf die
Verwaltungsebene auszudehnen und hier rund 6.000 Stellen zu streichen, die Gunst der
Anleger fand. Darüber hinaus lief das Übernahmekarussel munter weiter, wobei es im
Stahlbereich mit den Kontrahenten Arcelor, Dofasco, Mittal Steel und ThyssenKrupp
recht feindlich zuging. Auch Linde befand sich bei dem Fusionsversuch mit dem um
einiges größeren britischen Gasekonkurrenten BOC nicht auf freundlichem Wege, genau
wie BASF, die an dem US-Konzern Engelhard, einem Spezialisten für Autokatalysatoren,
interessiert ist. Unterstützung erhielten die europäischen Börsen zudem von
konjunktureller Seite etwa mit einem weiter steigenden Ifo-Geschäftsklimaindex,
dem Zuwachs im ZEW-Index oder der anziehenden Industrieproduktion. Alles in allem
ein freundliches Umfeld, in dem nur vereinzelte, hausgemachte Probleme wie die
reduzierte Umsatzprognose von France Telecom für 2005 oder der schwache Alcoa-Bericht
zeitweise die Stimmung trübten.
Noch Kurspotenzial vorhanden: Der weiteren Entwicklung an den europäischen Aktienmärkten
stehen wir generell zuversichtlich gegenüber. Vor allem beurteilen wir die Gewinn-
situation auf Unternehmensseite insgesamt optimistisch und erwarten angesichts
voranschreitender Restrukturierungsmaßnahmen sogar noch positive Überraschungen.
Die Chancen und Risiken der Globalisierung sind erkannt und europäische Unternehmen
werden mit Nachdruck auf einen zunehmenden Wettbewerb ausgerichtet. Auch die fort-
gesetzten Übernahme- und Fusionstätigkeiten sollten das Börsengeschehen beflügeln.
Hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung hat in Europa die Wahrscheinlichkeit
einer leichten Wirtschaftsbelebung zugenommen. Auch wenn der Wachstumspfad vergleichs-
weise moderat bleibt, dürften sich hierdurch weitere Kurschancen ergeben. Wir sind
für die hiesigen Aktienmärkte auf Sicht der nächsten Monate nach wie vor positiv
gestimmt und gehen davon aus, dass europäische Aktien, allen voran deutsche Titel,
weiterhin besser abschneiden werden als ihre US-Pendants. Die in 2005 gesehene
starke Outperformance wird sich jedoch in diesem Umfang nicht wiederholen lassen.
Im Jahresverlauf 2006 gehen wir vor dem Hintergrund einer nicht weiter zunehmenden
Wirtschafts- und Gewinndynamik in den USA allerdings von zunehmenden Volatilitäten
auch an den europäischen Börsen aus.
Osteuropa
Deutlich aufwärts: Die osteuropäischen Aktienmärkte präsentierten sich im Januar in
fester Verfassung. Vor allem die russische Börse konnte mit einem Anstieg im RTS-Index
von knapp 17 Prozent überzeugen. Hier hatte die Liberalisierung von Gazprom die
Attraktivität des Gesamtmarktes noch weiter erhöht und zu breit angelegter Nachfrage
geführt. Angesichts eines erfreulichen fundamentalen Umfeldes und den nach wie vor
hohen Ölpreisnotierungen, die im Zusammenhang mit dem Iran-Konflikt noch weiteres
Steigerungspotenzial haben könnten, sind gerade ausländische Investoren an
Positionsaufstockungen in Russland interessiert. Nach der Yukos-Affäre hatten sie sich
aus dem Markt zurückgezogen, doch mittlerweile kehren sie wieder verstärkt an die
russische Börse zurück. Auch in Ostmitteleuropa kam es zu kräftigen Aufwärtstendenzen.
Hier war generell eine Abkehr von Valuetiteln und Hinwendung zu Wachstumswerten zu
beobachten, wobei gleichzeitig weniger hochkapitalisierte Titel als vielmehr Small
Caps nachgefragt wurden. In Polen honorierten Anleger eine weitere Zinssenkung und
auch die ungarische Börse blieb trotz weiterhin angespannter makroökonomischer
Situation mit einem Monatszuwachs im BUX-Index von nahezu sieben Prozent auf
Erfolgskurs. Selbst eine möglicherweise anstehende Ratingherabstufung durch Moody’s -
Ungarn wurde auf die „Beobachtungsliste“ gesetzt - löste nur sehr kurzfristig
negative Reaktionen am Markt hervor.
Im Jahr 2006 noch Aufwärtspotenzial: Auch 2006 sehen wir an den osteuropäischen
Emerging Markets noch vergleichsweise attraktives Kurspotenzial. Unser Favorit in
der Region bleibt der russische Aktienmarkt. Eine weiterhin robuste Konjunktur,
die noch zusätzlich durch hohe Öl- und Gaspreise gestützt wird, erfreuliche
Unternehmensergebnisse sowie günstige Bewertungen sprechen unseres Erachtens nach
wie vor für russische Werte. Darüber hinaus stehen 2006 zahlreiche Börseneinführungen
etwa in den Sektoren Stahlverarbeitung, Kohleförderung, Konsum und Finanzen an, die
dem breiten Markt ebenfalls Impulse liefern dürften. Trotz unserer insgesamt
positiven Einstellung gegenüber dem russischen Aktienmarkt können wir uns angesichts
der überraschend rasanten Aufwärtsbewegung zu Jahresanfang eine Korrekturbewegung
in den kommenden Wochen vorstellen. Da die Rahmenbedingungen jedoch weiterhin
ermutigend sind, gehen wir von vergleichsweise moderaten Kursrückschlägen aus, die
eine Gelegenheit bieten, um auf ermäßigtem Niveau Zukäufe zu tätigen. Unsere
bevorzugten Branchen sind weiterhin die Bereiche Maschinenbau, Konsum, Banken
sowie ausgewählte Stahlunternehmen. Randmärkten wie der Ukraine, Kasachstan und
Aserbeidschan stehen wir ebenfalls positiv gegenüber. Allerdings wollen wir in der
Ukraine die für Februar angesetzten Wahlen und die damit einhergehende Regierungs-
bildung abwarten, bevor wir weitere größere Investitionen tätigen. Was den ukrainischen
Markt unseres Erachtens so interessant erscheinen lässt, sind die hier notwendig
werdenden umfangreichen Restrukturierungsmaßnahmen auf Unternehmensebene. Angesichts
des hohen Gaspreises müssen ukrainische Firmen auf alternative Energien umstellen,
Strukturen gleichzeitig verschlanken, Kosten einsparen und ihre Effizienz steigern.
Dieser Prozess wird sich positiv auf ihre Profitabilität auswirken, was zusammen mit
größeren Anstrengungen hinsichtlich Corporate Governance von Anlegern honoriert werden
dürfte und auch für die gesamte Börsenentwicklung äußerst vorteilhaft sein wird.
Für die drei Hauptmärkte in Ostmitteleuropa sind wir gerade auch auf Basis der
Konvergenz ebenfalls positiv eingestellt. Investoren werden in ihren globalen
Portfolios Wachstumselemente benötigen, die sie in Ungarn, Polen und Tschechien finden
können. Die Bewertungen sind hier noch günstig und die Gewinnperspektiven auf
Unternehmensseite ansprechend. Bei Anlagen in Ungarn ist allerdings die weiterhin
angespannte makroökonomische Situation zu bedenken, die uns veranlasst, diesen Markt
in Relation zu den Nachbarstaaten eher unterzugewichten. Im Frühjahr stehen hier
zudem Parlamentswahlen an, die sich im Vorfeld belastend auf das Börsengeschehen
auswirken können. In Tschechien finden im Juni ebenfalls Wahlen statt, sodass es
hier im zweiten Quartal zu erhöhten Volatilitäten kommen kann. Alles in allem jedoch
sehen wir noch attraktive Perspektiven und können uns durchaus vorstellen, dass die
anstehende Berichtssaison interessante Kaufgelegenheiten bieten wird. Zu den von
uns präferierten Branchen zählen Pharma, Raffinerie sowie Medien und IT. Neutral
stehen wir dem Bankenbereich gegenüber und halten bei Chemie-, Industrie- und
Telekomtiteln an unserer Untergewichtung fest. Mit Blick auf die Randmärkte schätzen
wir vor allem die kommende Entwicklung im Baltikum positiv ein. Hinsichtlich Rumänien
und Bulgarien sind wir hingegen vorsichtig gestimmt.
Rentenmarkt
Euroland
Konjunkturoptimismus verstärkt sich: Europa steht vor einer spürbaren Wirtschafts-
erholung. Alle wichtigen Frühindikatoren deuten momentan darauf hin, dass sich das
Wachstum in diesem Jahr merklich beschleunigen wird. Die verbesserten Aussichten
sind nicht zuletzt auf den Stimmungsumschwung in Deutschland, der größten Volkswirt-
schaft des Euroraums, zurückzuführen, wo der Funke von der boomenden Exportwirtschaft
endlich auf die Binnenkonjunktur überzuspringen scheint. Die Investitionsausgaben der
Unternehmen haben jedenfalls bereits deutlich an Fahrt gewonnen. Und es gibt auch
erste Anzeichen, dass die Konsumenten ihre Kaufzurückhaltung abzulegen beginnen.
Wunder sollte man allerdings nicht erwarten. Dafür ist die Lage am Arbeitsmarkt
noch zu angespannt. Ein gewichtiger Risikofaktor bleibt auch die Ölpreisentwicklung.
Sollte es zu hier zu fortgesetzten Erhöhungen kommen, sind negative Rückwirkungen auf
die Konjunktur zu befürchten.
Am Rentenmarkt hat die Aussicht auf ein höheres Wirtschaftswachstum im Januar zu etwas
steigenden Renditen geführt. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten zum Monatsende
mit 3,5 Prozent und damit rund 20 Basispunkte höher als noch zu Monatsbeginn, was zu
leichten Verlusten bei Rentenmarktinvestoren führte. Dies war jedoch nicht der
Startschuss für einen kräftigen Anstieg der Kapitalmarktzinsen im Euroraum. Vielmehr
erwarten wir in den kommenden Monaten höchsten einen moderaten Renditezuwachs. Dafür
spricht, dass uns bereits im Jahr 2007 wieder eine nachlassende Konjunkturdynamik
bevorsteht. Zudem rechnen wir nicht mit ernsthaften Inflationsgefahren. Wegen der
schwierigen Lage am Arbeitsmarkt und dem starken internationalen Konkurrenzdruck
bleibt der Spielraum für Lohnsteigerungen klein, sodass Zweitrundeneffekte keine
nennenswerte Rolle spielen werden. Ein deutliches Überschreiten der EZB-Zielmarke
von zwei Prozent ist nicht in Sicht. Die Währungshüter werden deshalb auch nur
maßvoll an der Zinsschraube drehen.
Euro-Outs
Großbritannien bietet derzeit ein gemischtes Konjunkturbild. Der Wachstumsvorsprung
gegenüber dem Euroraum dürfte in diesem Jahr stark schrumpfen oder sogar verschwinden.
Gleichzeitig nimmt der Teuerungsdruck ab. Begleitet wird die binnenwirtschaftliche
Abkühlung von einem Rekorddefizit in der Handelsbilanz. Der nächste Zinsschritt
der Bank von England wird deshalb nach unten gehen, sodass sich die Zinsdifferenz
zum Euroraum weiter verringert.
Als eine der letzten Notenbanken ist auch die schwedische Riksbank auf den
Zinserhöhungspfad eingeschwenkt. Vor dem Hintergrund einer kräftig wachsenden
Wirtschaft hat sie am 20. Januar den Reposatz um 25 Basispunkte auf 1,75 Prozent
angehoben. Weitere Zinsschritte wurden in Aussicht gestellt.
Trotz robusten Wachstums beließ die Norges Bank die Leitzinsen bei 2,25 Prozent.
Erleichtert wurde ihr diese Entscheidung durch den anhaltend geringen Preisdruck
in Norwegen. Allerdings hat die Kreditvergabe an die privaten Haushalte inzwischen
ein unerwünscht hohes Niveau erreicht, sodass in absehbarer Zeit eine Straffung
der Zinszügel wahrscheinlich ist.
In Osteuropa dominierten die Entwicklungen an den Devisenmärkten das Geschehen.
Die tschechische Krone erreichte - getrieben von anhaltend hohen Direktinvestitionen -
das höchste Niveau seit Sommer 2002. Die slowakische Krone setzte aus demselben
Grund ihre Aufwertung fort. Bei einer etwas stärkeren Volatilität verbuchte auch
der polnische Zloty Kursgewinne. Gegen den Trend musste dagegen der ungarische
Forint seine anfänglichen Kurssteigerungen im Monatsverlauf wieder fast vollständig
abgeben. Die polnische und ungarische Währung erscheinen ohnehin anfälliger, da die
Mittelzuflüsse hier vor allem auf höheren Zinsen beruhen. In Ungarn liegt der
Ausleihesatz bei 6,0 Prozent, in Polen nach der jüngsten Senkung um 25 Basispunkte
bei 4,25 Prozent. An den Rentenmärkten waren unterschiedliche Entwicklungen zu
beobachten. Während Tschechien und die Slowakei im Schlepptau des Euroraums
Renditesteigerungen erlebten, waren in Ungarn und Polen leichte Renditerückgänge
festzustellen.
Quelle: Investmentfonds.de