Sparinvest: Kommentar Value Bonds

Wirtschaftsausblick Durch die Verlangsamung der Weltwirtschaft, die im Frühjahr eingesetzt hatte, befürchtete man, dass die Erholung möglicherweise gefährdet sein könnte. Wir halten diese Sorgen jedoch größtenteils für unan- gebracht und sind der Meinung, dass eine erneute Rezession eher unwahrscheinlich ist. Mittzyklische Schwächephasen sind nichts Ungewöhnliches und set- zen in der Regel etwa vier bis sechs Quartale nach dem Beginn einer Konjunkturerholung ein. Allerdings drohen den Volkswirtschaften keine massiven mittzyklischen Rückschläge. Ein Grund dafür ist der Umstand, dass die Zeit bisher nicht ausgereicht hat, um erneut jene Überschusskapazitäten aufzubauen, die Volkswirtschaften für einen Zusammenbruch anfällig machen. Außerdem sind die Wirtschaftsaktivitäten bisher noch nicht wieder so ausgeprägt, um Inflationsbesorgnisse zu rechtfertigen. Deshalb wird eine lockere Geldmarktpolitik beibehalten (die im aktuellen Zyklus sogar extrem locker ist). Aus diesem Grund wird das nächste Stadium des Zyklus wohl eher von einer erneuten Beschleunigung des Wachstums – wenn auch in moderater Form – geprägt sein als von einer neuerlichen Abwärtsspirale. Die Wirtschaftsaktivitäten haben sich weltweit größten- teils weiter erholt. Die zuletzt in China veröffentlichten Wirtschaftsdaten sprechen dafür, dass der Abschwung mittlerweile wohl hinter uns liegt. So haben die politischen Entscheidungsträger dort ihre Verschärfungsmaßnahmen zuletzt wieder gelockert. In Europa sorgten die Wirtschaftsaktivitäten im Allgemeinen ebenfalls für positive Überraschungen und umfangreiche politische Maßnahmen zur Lösung der fiskalischen Probleme wurden bereits eingeleitet. Derzeit geben insbesondere die USA Anlass zur Sorge. Die Unsicherheit um den Ausgang der Zwischenwahlen sowie um die zukünftige Steuerpolitik birgt ein Risiko. Unserer Meinung nach han- delt es sich bei dem unterdurchschnittlichen Wachstum aus dem zweiten Quartal – das auf einen drastischen Umschwung bei den Handelsaktivitäten zurückzuführen war – lediglich um eine temporäre Anomalie. Wir gehen davon aus, dass sich das Wachstum im weiteren Verlauf des Jahres wieder leicht beschleunigen wird. Eine Reaktion auf den Abschwung ist allerdings eine nun noch lockerere Geldmarktpolitik. Während die meisten Schwellenländer nach wie vor ein kräftiges Wachstum vorlegen, signalisierten die Notenbanker nahezu überall, dass sie von einer weiteren Verschärfung ihrer monetä- ren Strategie vorerst absehen möchten. Dadurch wurde bereits ein Rückgang der Geldmarktzinsen ausgelöst. In den USA und in Japan verkündeten die Notenbanken dar- über hinaus sogar ihre Absicht, weitere Vermögenswerte aufzukaufen, bis das Wachstum wieder anzieht, was ein deutliches Abflachen der Zinskurve zur Folge hatte. Derweil sorgen die niedrigeren Anleihenrenditen bereits dafür, dass viele Hypotheken refinanziert werden und das Emissionsvolumen bei Unternehmensanleihen wieder ansteigt. Dies stützt unsere Prognose eines in der zweiten Jahreshälfte moderat kräftigeren Wachstums. Schwache Erholungstendenzen sind aber nicht zwangsläufig auch ein Hinweis auf schwache Finanzmärkte. Im Gegenteil, denn die Kombination einer außerordentlich lockeren Geldmarktpolitik und eines Wirtschaftswachstums, das für demnächst bessere Zeiten spricht – jedoch nicht kräftig genug ist, um eine Verschärfung der Geldmarktpolitik nach sich zu ziehen – bietet für die Kursentwicklung der meisten Finanzwerte ein recht günstiges Umfeld. Ausblick für Nicht-Finanzanleihen Die meisten Unternehmen verzeichnen nach wie vor eine Erholungstendenz und gehen weder bei der Einstellung neuer Mitarbeiter noch bei den Investitionen über das hinaus, was zur Aufrechterhaltung ihres Geschäftsbetriebs erforderlich ist. So bleiben die Verbindlichkeiten der Firmen entweder stabil oder gehen sogar zurück, so dass sich die Kennzahlen für die Kapitalausstattung verbessern. Rund 70% der Unternehmen mit in Umlauf befindlichen Anleihen bauen ihre Schulden derzeit ab. Darüber hinaus deuten der freie Cashflow sowie die Liquiditätskennzahlen auf ein zukünftig niedriges Ausfallrisiko hin. Dies spiegelt sich auch in unserem Modell zur Prognose der Ausfallquoten für die kommen- den Quartale wider. Wie Sie der nachfolgenden Grafik entnehmen können, gibt das Modell die tatsächliche Entwicklung der Ausfallrate sehr gut wider. Das Modell prognostiziert die zukünftige Zahl der Nichtbedienungen auf Basis der Senior Loan Officer- Umfrage (die unter 50 US-Banken und 20 Nicht-US- Banken durchgeführt wird), sowie der Zahlen zur Industrieproduktion und zur Finanzierungslücke der US-Notenbank. Die Industrieproduktion ist dabei die einzige aussa- gekräftige Variable, die momentan schwach tendiert. Aber selbst unter Berücksichtigung der von allen zur Industrieproduktion vorliegenden Zahlen „pessimistischs- ten“ Prognose spricht das Modell dafür, dass die globale Ausfallrate von derzeit 3% auf 2% zurückgehen wird. Geht man dabei von einer Erholung um grob geschätzt 50% aus, dann ergibt sich aus einer Ausfallrate von 2% eine erwartete Verlustquote für Investments in globale Hochzinsanleihen von 1%. Derzeit liegt die optionsberei- nigte Zinsdifferenz des Merrill Lynch Global High Yield- Index jedoch bei 6%. Und 6% ist natürlich wesentlich höher als der erwartete Verlust durch Nichtbedienungen von 1%. Damit bieten diese Papiere nach wie vor ein Ertragspotenzial, obwohl dieser Markt schon einige große Schritte hin zu einer Normalisierung getan hat. Ein posi- tiver Aspekt der niedrigen Industrieproduktion ist jedoch der Umstand, dass marktführende Unternehmen dadurch einen möglichen Verlust der Bilanzqualität ganz genau im Auge behalten werden. Mit anderen Worten werden die CEOs wohl versuchen, Barreserven aufzubauen anstatt diese Mittel bei einem lediglich moderaten Wachstum für Dividenden und Aktienrückkäufe auszugeben. Allerdings ist der Markt für Unternehmensanleihen wei- terhin offen, und wir gehen davon aus, dass immer mehr Firmen diesen Umstand für sich nutzen werden. Da die Unternehmen ihre angestrebten Verschuldungsquoten all- mählich erreichen und ein Wachstum der Bruttogewinne aufgrund des unterdurchschnittlichen Wachstums der zugrunde liegenden Volkswirtschaften außerdem immer schwieriger wird, erwarten wir, dass sich Firmen hoher Liquidität und guter Bonitätsqualität dazu genötigt sehen werden, am Markt für Unternehmensanleihen (zu einem Zins von 3 bis 4%) Mittel aufzunehmen, um so Marktanteile hinzuzugewinnen oder ihre Kapazitäten auszuweiten. Deshalb gehen wir davon aus, dass dieses Umfeld Value-Unternehmen zugute kommen wird. Zunächst einmal verfügen solche Firmen über solide Bilanzen, so dass sie keine Probleme haben sollten, Wachstumsraten von 1 bis 2% vorzulegen. Darüber hinaus sind sie auf Grundlage diverser Kennzahlen preiswert, so dass sie potenzielle Übernahmeziele sind. Als Anleihen-Investoren verfügen wir über adäquate „Change-of-Control“- Verträge, und werden von Übernahmen der von uns gehaltenen Small Cap-Unternehmen profitieren. Solche Transaktionen waren in diesem Sommer bereits mehrfach zu verzeichnen.
Ausblick für Finanzanleihen Bereits seit langem vertreten wir die Auffassung, dass Anleihen von Finanzunternehmen wie Banken und Versicherungsgesellschaften sehr preiswert sind. Am offensichtlichsten trat dies bei den Anleihen von Versicherern zutage, da die Mehrheit dieser Firmen ihre Lehren aus dem Abschwung der Jahre 2000 bis 2002 gezogen hat und so die Kreditkrise von 2007 und 2008 in recht guter Verfassung überstehen konnte. Bei Anleihen von Banken hatten wir es hingegen mit einer klassischen „Kreditsanierung“ zu tun. Nach der Kreditkrise war klar, dass die Banken neues Kapital aufnehmen und ihre Schulden abbauen mussten. Ein starker Katalysator war dabei die Neuregelung der Bankenaufsicht in Form der Basel III-Richtlinie. Die nachfolgende Tabelle gibt auf Grundlage einer Bottom Up-Analyse einige Hinweise auf die erneute Stärke der europäischen Bankenbranche. Wie man dieser Tabelle entnehmen kann, haben alle Banken bis auf wenige Ausnahmen ihre Bilanzen gestärkt und mittels der „Core Tier 1 Ratio“ Kapital aufgenommen. Britische Banken scheinen gegenüber Instituten aus dem Euroraum dabei zwar die Nase vorn zu haben, können mit der Stärke skandinavischer und schweizerischer Banken aber nicht mithalten. Banken aus Skandinavien, der Schweiz und Großbritannien liegen augenscheinlich auch bei den Gewinnen vor den Banken des Euroraums. Ein offensichtlicher Schwachpunkt scheint in dieser Hinsicht bei den südeuropäischen Banken – aus Spanien und Griechenland – zu liegen, was aber keine Überraschung sein sollte. Für den weiteren Verlauf des Jahres 2010 sowie für 2011 erwarten wir, dass Anleihen von Banken im Vergleich zu den Anleihen von Nicht-Finanzunternehmen nach wie vor attraktiv sind.
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